Hallo zusammen,
ich bin gerade, in meinem Facebook Stream, über einen Artikel im Lead Digital Magazin gestolpert. In diesem Interview, stellt Klaus Eck die These auf, daß wir Deutschen im Web so zurückhaltend sind, weil wir schlichtweg Angst haben etwas falsch zu machen. Zur Begründung dieser These nimmt er diese Studie hier, aus welcher ersichtlich wird, daß wir tatsächlich, im Vergleich mit den angelsächsischen Nationen, einen Aufholbedarf haben.
Dieser Gedankenansatz brachte mich ins Grübeln. Ist es wirklich so, dass es in unserem Naturell liegt, Angst vor neuen Technischen Entwicklungen zu haben?
Da ich ja grundsätzlich kein Freund von Pauschalurteilen bin, kann ich mich dieser Aussage nicht wirklich anschließen. Ich muss aber auch eingestehen, dass sich in Ihr doch ein Funken Wahrheit verbirgt. Also gehen wir der Sache doch mal auf den Grund.
Diese Studie besagt, dass in etwa 29.2 Millionen Bundesbürger, der eine mehr der andere weniger, im Web aktiv sind. Das ist ja an Sich schon mal eine beeindruckende Anzahl. Wenn man jetzt jedoch die Bundesbürger abzieht, denen es aufgrund Ihres Alters (z.B. Kleinkinder) oder anderer Einschränkungen (Analphabeten) rausnimmt, bleibt immer noch eine relativ große Gruppierung übrig, die nicht „online“ ist. Warum ist das so?
Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit als EDV Berater, habe ich sehr häufig Kontakt mit Unternehmern, welche demographisch in der Altersgruppe Ü50 einzuordnen sind. In diesem Bereich, sind bisher nur sehr wenige, mit privaten Profilen oder Blogs im Netz unterwegs. Dies liegt jedoch nicht daran, dass Sie Angst vor dem Web haben, sondern vielmehr daran, dass der für uns „Netzeinwohner“ vorhandene Mehrwert, des Web einfach nicht erkannt wird.
Der Nutzen des Web, kann aber auch erst erkannt werden, wenn man sich mit dem Thema mal auseinandersetzt. Ich höre jetzt schon die Unkenrufe: Jeder weiß doch was das „Internet“ ist. Meine Erfahrungswerte belegen aber, dass dem nicht so ist. Klar niemand wird eine Frage nach dem Internet mit der Antwort: „Kenne ich nicht!“ beantworten, aber in meinen täglichen Erfahrungen, stelle ich fest, dass bei vielen dort immer noch ein gewaltiges Wissensdefizit besteht.
Anhand der Smartphones lässt sich dies auch ganz einfach erläutern.
Zu Beginn des Smartphone Booms, (dessen Ende übrigens bei weitem noch nicht erreicht ist, aber dazu kommen wir ein anderes mal) wurden diese Geräte, sehr häufig nur als schickes neues Accessoire gesehen. „Dat sieht schick aus und hat sogar eine gute Kamera“ habe ich nicht nur einmal gehört. Die Geräte wurden, vom Verkäufer oder dem Enkel, eingerichtet, ein Datenpaket für nen Zehner zum Vertrag gebucht, und fortan wurde mit dem neuem Teil nur telefoniert. Es gab so manche Besprechung, in der ich im Rahmen einer neuen Kommunikationsstragie in große Augen guckte, als ich erwähnte, das die E-Mails ja auf dem Smartphone permanent verfügbar sind. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Android Einheiten, ich gesehen habe, auf denen nicht mal das Google Konto eingerichtet war!
Nachdem dies Einrichtung jedoch vorgenommen wurde, waren diese Kunden in der Regel so begeistert von den neuen Möglichkeiten, die Ihnen Ihr Smartphone bietet, dass Sie gar nicht mehr genug bekommen konnten. So manchem Aussendienstler, dem durch diesen „extremen technologischen Fortschritt“, die liebgewonnene Ausrede: „Ich habe die E-Mail nicht bekommen“ flöten gegangen ist, fand dies natürlich zuerst gar nicht toll. Aber im großen und ganzen stehen unsere Kunden, diesen Neuerungen sehr positiv gegenüber. Dies wird auch dadurch deutlich, dass diese Kunden, ab diesem Punkt, die IT im Unternehmen wie auch im Privatleben, zum finden einer Lösungsmöglichkeit grundsätzlich miteinbeziehen. Sie nutzen sogar Ihr gerade frisch gewonnenes, noch karges Wissen, um neue verbesserte Prozessabläufe zu entwickeln. Dass dies natürlich nicht immer die beste Lösung ist, muß ich ja nicht gesondert erwähnen! 😉 Aber, nur so funktioniert es, und vor 25 Jahren waren wir ja auch genauso unterwegs!
Ich denke deshalb nicht, dass die Angst das ausschlaggebende Merkmal, für unser schlechtes Abschneiden in der Webnutzung ist. Vielmehr liegt es am fehlenden Wissen über die Möglichkeiten der IT, dass diese große Bevölkerungsgruppe nicht online ist.
Also wird es schleunigst Zeit für eine Intiative, die es sich auf die Fahne schreibt, IT Wissen zu vermitteln. Und diesmal nicht für Schüler und Auszubildende, (obwohl da auch immer noch ganz viel zu tun ist) sondern speziell für die Guppierung Ü50 . Dort ist meiner Erfahrung nach noch viel Bedarf. Wenn wir das schaffen, dann holen wir in der nächsten Studie die anderen auch wieder ein.