#Neuland, warum mich dieses Thema interessieren sollte?

Unsere sehr geschätzte Chefin hat am 19.06.2013, also kurz nach dem 20ten Geburtstag des WWW, an prominenter Stelle folgendes gesagt:

 [youtube]http://youtu.be/DWqXsXR8h4E[/youtube]

Bei derartig gravierenden Vorkommnissen wird immer gerne darauf hingewiesen, dass es doch sehr wichtig ist, den Kontext zu betrachten. Wer dies noch nicht getan hat, kann es jetzt nachholen:

[youtube]http://youtu.be/2n_-lAf8GB4[/youtube]

Dadurch wird die Aussage aber leider auch nicht besser. Einige von diesen „Internet-Verrückten“ haben sich anschliessend über diese Aussage lustig gemacht, und Ruck-Zuck wurde #Neuland zum „trending Topic“ auf Twitter.

Der Grund, weshalb diese Aussage so getroffen wurde, sollte eigentlich jedem klar und verständlich sein. Frau Dr. Merkel biedert sich an die amerikanische Politik an (Stichwort: PRISM), indem sie “das Internet” zu einer neuen Sache erklärt, bei der halt alle noch irgendwie am Gucken sind, wie man das alles dort so macht. Das ist diplomatisch absolut verständlich, macht die Sache aber immer noch nicht besser.

Das Internet ist „für uns alle“ #Neuland

Schließlich hat hier unsere Regierungschefin unverblümt zugegeben, in einer entscheidenden Freiheitsfrage, die weit mehr Leute betrifft als diese „Internet-Verrückten, völlig inkompetent zu sein. Auch wenn sie selber keinen Plan von der Thematik haben sollte, was ich nicht glaube, ist es ein Unding und absolut anmaßend zu behaupten, dass das Internet „für uns alle“ #Neuland ist. Es wird aber auch nicht genau klar, wer „alle“ sein sollen. Es klingt so, als seien alle Bundesbürger, also Du und ich, auch gemeint. Damit wird nicht nur eine ganze Generation ausgegrenzt, die mit dem Internet aufgewachsen ist, für die das Internet selbstverständlich ist, und die nie auf die Idee kommen würde, es „Neuland“ zu nennen. Damit werde ich auch noch dümmer dargestellt als ich bin! 🙂

Und auf einmal sind mal wieder die Grabenkämpfe zwischen dem „Establishment“ und den „Digital-Natives“ eröffnet. Sofort werden kritische Stimmen laut, die Internet-Kiddis wären arrogant oder spießig, oder beides, natürlich wäre das Internet für viele „Neuland“ und diese „Häme“ hat unsere Kanzlerin nicht verdient. Die sogenannte „Netz-Elite“ sollte sich doch lieber mal darauf konzentrieren Wissen zu vermitteln, anstatt sich über die unwissenden lustig zu machen. Selbst die absoluten Experten wüssten nicht, wie sich das Netz in den nächsten 5 Jahren entwickeln wird, und so weiter und sofort…

Und als Resultat wird am eigentlichen Thema vorbei diskutiert.

Es geht aber immer noch um dieses „PRISM„, eines der umfangreichsten Überwachungssysteme, das bislang bekannt wurde, und was dies für uns und für unseren weiteren Umgang mit dem Internet bedeutet.  Es werden (vermutlich) massiv Grundrechte verletzt und es wird (vermutlich) gegen bestehende Gesetze verstossen, und die mächtigste Person unseres Landes sagt dazu lapidar, dass dieses Internet ja für uns alle Neuland ist. Da kann man ja auch mal bei der Überwachung desselben ein bisschen zu weit gehen. Ach so, ja dann ist ja alles in Ordnung, oder? Ich denke nicht, aber macht Euch bitte Euer eigenes Bild! 

Weitere Links zum Thema:

Nachschlag zu #Neuland

Angela Merkel sagt: „Das Internet ist für uns alle Neuland“. Das ist eine haarsträubende Rechtfertigung für Überwachungsprogramme wie Prism, kommentiert Patrick Beuth.

Warum #Neuland gefährliches Neusprech der Kanzlerin ist

Wer nichts zu verbergen hat, muss nichts befürchten? Eine Lüge. Wenn Behörden wie bei Prism in Daten nach Terroristen fahnden, gibt es keine Unschuldigen. Von K. Biermann

Western von gestern


 

 

 

Marc Juncke

Marc Juncke - Digitalisierungsberater